Moment 2: Salzwiesen
Ein Morgen - still und klar. Ich erwachte in meinem kleinen Zelt auf dem schlichten Rasenplatz in Sehestedt, am Jadebusen. Noch lag die Welt in diesem sanften, warmen Licht eines frühen Sommertages, das die Farben intensiv leuchten lässt.
Als ich den Reißverschluss meiner Behausung öffnete, erfüllte mich der Ausblick sofort mit Glück: Vor mir breiteten sich die Salzwiesen aus, weit und unberührt, von feinen Wassertümpeln durchzogen, in denen sich das Himmelslicht spiegelte. Die salzige Nordseeluft umfing mich, frisch und belebend. Ich sog sie tief in meine Lungen ein, jeder Atemzug neue Kraft.Die Vögel waren längst schon wach. Ihr helles Rufen und Schreien hallte durch die Luft, vermischte sich mit dem sanften Rauschen der Gräser zu einer köstlichen Naturmusik, umhüllte mich mit Frieden, Freude, Leichtigkeit – wie selbstverständlich und doch so kostbar.
Verzaubert stand ich eine Weile da, lauschte, atmete, ließ meinen Blick wandern. Kein Gedanke an Hektik oder Alltag – nur dieser Moment, dieser Einklang mit der Natur.
Als ich mich umdrehte, erblickte ich das Meer: Die Flut war da! Die Einladung zu einem Bad im Meer, allein, noch ohne Tagesgäste, ließ ich mir nicht entgehen. Das kalte Nordseewasser weckte jede Faser meines Körpers, trug mich auf seinen sanften Wogen und ließ mich spüren, dass ich Teil dieses Ortes, dieses Morgens, dieses natürlichen Rhythmus war.
Glücklich stieg ich aus dem salzigen Nass, die Lebendigkeit des Meeres und die Schönheit der Salzwiesen in mir tragend – ein Geschenk des Nordens, das weit über diesen einen Morgen hinaus wirkte.